ARCHITEKTONISCHES KONZEPT
Der Siegerentwurf des Büros Mario Cucinella Architects (MCA) – realisiert in Kooperation mit Zechner & Zechner – basiert auf der Idee einer durchlässigen, lichtdurchfluteten Vertikalstruktur, die in engem Dialog mit der Landschaft des angrenzenden Praters steht. Versetzte Geschossplatten und strukturierende Vor- und Rücksprünge schaffen eine rhythmische Fassadengliederung, die nicht nur ästhetisch präzise wirkt, sondern auch funktionale Vorteile bringt – etwa bei der natürlichen Verschattung und Windreduktion.
Zentrale Gestaltungselemente wie die zweigeschossig verglasten Panorama-Ecken öffnen den Innenraum in alle Richtungen und intensivieren den Tageslichteinfall, wodurch eine besondere räumliche Qualität entsteht – sowohl visuell als auch atmosphärisch.

MATERIALWAHL GLAS ALS IDENTITÄTSMERKMAL
Eine besondere Herausforderung stellte die Montagesituation auf der Baustelle dar: Aufgrund der Entscheidung, auf ein Gerüst zu verzichten, fungierten die Glasgeländer von Beginn an als Absturzsicherung für andere Gewerke. Diese Rahmenbedingung machte eine vollständig von der Balkonseite aus durchgeführte Montage notwendig – ohne Zugang zur Außenseite der Brüstung. Hinzu kam eine sehr niedrige Attika, die nur eine geringe Befestigungsfläche bot. Um diesen spezifischen Anforderungen gerecht zu werden, modifizierte Glas Marte die Befestigungsprofile grundlegend. Die Position der Justierblöcke wurde so angepasst, dass eine Ausrichtung der Glaselemente von der Innenseite erfolgen konnte. Gleichzeitig wurde die Bauform der Justierblöcke kompakter gestaltet – eine durchdachte Sonderlösung, die auf das individuelle Projekt zugeschnitten ist.
Das System zeigt exemplarisch, wie sich modulare Lösungen durch präzise Detailanpassung zu maßgeschneiderten High-End-Komponenten weiterentwickeln lassen – ohne gestalterische Kompromisse. Schon bei früheren Projekten hat Glas Marte vergleichbare Sonderlösungen realisiert, die unterstreichen, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Planung, Ausführung und Produkthersteller ist.
Für Grünblick wurden Glasgeländer mit Schiebesystemen verwendet, die in einem Profil vereint sind. Die Unterkonstruktion und die Justierblöcke unserer GM RAILING® Glasgeländer mussten für dieses Projekt komplett neu entwickelt werden, auch das normale Einhängeprofil wurde angepasst.


WANDELBARE RÄUME, TRANSPARENTE GRENZEN
Auch beim witterungsgeschützten Übergang zwischen Innen- und Außenraum setzt „Grünblick“ Maßstäbe. Das eingesetzte Glasschiebesystem GM TOPROLL® 15/24 – ebenfalls in einer projektspezifisch adaptierten Variante – bildet ein weiteres Highlight der Fassadentechnik. Es wurde hinter den Glasgeländern auf der Innenseite von Balkonen und Loggien installiert und lässt sich je nach Nutzungssituation vollständig oder teilweise öffnen bzw. schließen.
Die rahmenlose Konstruktion und die deckenmontierte Führung ermöglichen eine reduzierte, beinahe schwebende Optik und garantieren gleichzeitig eine freie Sicht auf die Umgebung. Ein speziell entwickeltes Kombinationsprofil als Bodenschiene sorgt dafür, dass sich das System nahtlos an das Glasgeländer anbinden lässt und gleichzeitig den Bodenbelag aufnehmen kann – ein Beispiel für funktionale Integration auf hohem gestalterischem Niveau.
Die hochwertige Laufwagentechnik und innovative Glaslagerung – bestehend aus struktureller Verklebung und mechanischer Bolzensicherung – gewährleisten eine exakt lotrechte Positionierung der Glaselemente und verhindern ein späteres Verrutschen. Insgesamt wurden rund 500 Meter Schiebeanlage verbaut – ein deutliches Zeichen für die zentrale Rolle, die bewegliche, transparente Raumabschlüsse im Konzept spielen.

LICHTFÜHRUNG UND FARBGESTALTUNG
Die Fassade des Gebäudes lebt vom Zusammenspiel aus Helligkeit, Spiegelung und Reflexion. Die helle, keramische Oberfläche interagiert mit dem Licht und lässt das Gebäude je nach Tageszeit in immer neuen Nuancen erscheinen. In Kombination mit der vegetativen Gestaltung – von begrünten Sockelzonen bis hin zu bepflanzten Dachterrassen – entsteht ein differenziertes, lebendiges Erscheinungsbild, das Architektur und Natur in einem fein austarierten Gleichgewicht hält.
Der Einsatz von mediterranen Farbtönen bringt Wärme in die vertikale Struktur und steht im Kontrast zur oft rationalen Ästhetik urbaner Großbauten. Diese Farbwahl unterstützt das Ziel, einen Ort zu schaffen, der nicht nur funktioniert, sondern berührt.

ARCHITEKTUR ALS BEITRAG ZUR LEBENSWERTEN STADT
„Grünblick im Viertel Zwei“ ist mehr als ein Hochhaus – es ist ein architektonisches Statement für intelligente Verdichtung, ästhetische Klarheit und nachhaltige Baukultur. Die konsequente Integration hochwertiger Glastechnologie, eine präzise abgestimmte Material- und Farbsprache sowie ein sensibler Umgang mit Licht und Raum machen das Projekt zu einem relevanten Referenzpunkt für Architekt:innen, die Gestaltung nicht als Selbstzweck, sondern als Beitrag zu einer besseren Stadt verstehen.
Glas ist hier nicht bloß Hülle, sondern Kommunikationsmedium – zwischen Innen und Außen, zwischen Mensch und Stadt, zwischen Licht und Raum.

